Es freut mich natürlich, wenn meine bescheidene Arbeit in diesem Blog auch ausserhalb der üblichen Kreise Beachtung findet. So geschehen vor einigen Monaten, als mich ein Freund aus Jugendtagen fragte, ob ich Interesse hätte für seine Studentenverbindung ein Referat zu halten.
Am vergangenen Mittwoch hatte ich nun die Ehre, bei der pflichtschlagenden und farbentragenden Verbindung Akademische Turnerschaft Alemannia zu Basel (für Studenten der Universität Basel und der Fachhochschule Nordwestschweiz) einen Vortrag halten zu dürfen.
Mein Referat baute auf meinem Blog-Beitrag Der „Dschungel“ der japanischen Kriegs- und Kampfkünste auf, für das bessere Verständnis allerdings ergänzt um mehrere Passagen und zum Schluss erweitert um einen kurzen Abriss zur Geschichte und Bedeutung der Hokushin Ittô-Ryû Hyôhô. Die fast zeitgleiche Gründung der Alemannia und unserer Fechtschule wurde natürlich wohlwollend bemerkt 🙂 . Zu guter Letzt gab es dann noch ein Battôjutsu-Enbu (mit Erklärungen) meinerseits.
Der Stammtisch der Alemannia befindet sich in einem der ältesten Gasthäuser Basels, dem „Löwenzorn“, der auch verschiedene Veranstaltungssäle besitzt. Der Löwenzorn ist eine Institution im kulturellen Basel und ist u.a. auch die „Heimat“ dreier Basler Zünfte. Die „Alemannen“ sind zudem auch Teilhaber des Restaurants Löwenzorns.

Im Vorfeld führte ich mit meinem Kollegen diverse intensive Gespräche zur Geschichte und Kultur schlagender Verbindungen und natürlich über klassische japanische Ryûha. Dabei stellten wir überrascht fest, dass die Paralellen zwischen beiden erstaunlich gross sind.
Natürlich unterscheidet sich der kulturelle Rahmen und das Mensurfechten hat eine ganz andere technische Herangehensweise als die japanische Fechtkunst.
Die Übereinstimmungen finden sich eher darin, wie man eine Tradition zu ehren hat, wie man Prinzipien lebt, wie Konventionen einen wichtigen Raum einnehmen und das man allgemein einen ausgeprägten Sinn für „Ordnung“ hat (ganz im Sinne des grossen Staatsphilosophen Edmund Burke (1729 – 1797): „Good order is the foundation of all things“).
Die Alemannia ist eine sogenannte „Lebensverbindung“, d.h. auch nach Abschluss des Studiums bleibt man Mitglied für den Rest seines Lebens (oder bis zum Austritt oder Ausschluss). Hierbei ist bemerkenswert, wie sich die verschiedenen Generationen innerhalb der Korporation ergänzen und einander mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Die „Aktiven“ üben sich in wöchentlichem Fechttraining, welches ganz auf die Anforderungen der Mensur zugeschnitten ist.
Das Mensurfechten ist weder Sport noch Duell (woraus es im 19. Jhd. hervorging) und es gibt auch keinen Gewinner und Verlierer. Wichtiger sind Disziplin, Beherrschung und Sorgfalt.
Die Regeln und Verhaltensnormen sind sehr mannigfaltig und können hier leider nicht im Detail widergegeben werden.
Da die Verbindung pflichtschlagend ist, muss jedes Mitglied eine festgelegte Anzahl an Pflichtpartien mit der scharfen Waffe bestreiten. Zum Einsatz kommt dabei eine spezielle Waffe für das studentische Fechten: Der Korbschläger.

Ich war tief beeindruckt von der Wissbegierde, Offenheit und Höflichkeit aller Anwesenden.
Auch die zahlreichen Fragen waren wohldurchdacht und spiegelten klar die eigenen Fechterfahrungen wider, z.B.:
- „Wie kam es, das viele Schulen auf das Gekiken verzichteten?“
- „Gibt es auch heute noch Duelle zwischen verschiedenen Schulen?“
- „Mit welchen Waffen wird das Gekiken betrieben und mögliche Duelle bestritten?“
Zum Abschluss wurde mir noch angeboten, an einer „Paukstunde“ (Fechttraining) dabeizusein und sogar mittrainieren zu dürfen! Für diesen Vertrauensbeweis möchte ich mich in aller Form bedanken und freue mich sehr darauf!
Mir ist bewusst, dass die Darlegungen zur Mensur hier nur in sehr verkürzter Form widergegeben werden und viele Aspekte unberücksichtigt bleiben mussten. Für Interessierte bietet der Wikipedia-Artikel einen ersten Einstieg: Mensur
Beim anschliessenden Essen am Stammtisch wurde dann noch lange und intensiv gefachsimpelt. Auf jeden Fall fühlte ich mich sehr wohl in diesem Kreis und werde den Kontakt auch weiterhin pflegen.