Dôjô-Biraki und Hokushin Ittô-ryû Hyôhô-Seminar in München (Januar 2015)

Vorab eine kurze Feststellung: Es ist ausserordentlich erfreulich, wie sich die Schülerbasis verfestigt und erweitert hat in den vergangenen paar Jahren! Dies insbesondere auch im Hinblick darauf, wie die Schule nun in einigen europäischen Ländern Fuss gefasst hat, aber dazu später mehr.

Am 9. Januar 2015 fand also das Dôjô-Biraki des Chiba-Dôjô München statt. Dies ist eine feierliche Zeremonie, mit welcher ein neues Dôjô eingeweiht wird. Dazu braucht man natürlich eines besonders: Ein richtiges Dôjô! Und mit dem Chiba-Dôjô München hat man ein hervorragendes Beispiel!

Die Festlichkeiten bedurften selbstverständlich monatelanger Vorbereitungen um alles zu organisieren und auch die zum Teil hochrangigen Gäste einzuladen. An dieser Stelle gebührt ein grosser Dank an Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo-sensei und ganz besonders auch an seine Ehefrau, Ôtsuka Tomomi-san. ほんと にありがと ございました!

Zuerst richtete Ôtsuka Yôichirô Masanori, der 6. Sôke der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô eine Rede an die Schüler und geladenen Gäste.

Da mir bei diesem Anlass die Rolle des „Announcers“ oblag, übersetzte ich seine Rede daraufhin in Englisch und Deutsch.

Danach hielt auch Saikô-Shihan Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo eine kurze Rede in welcher er sich für die grosse Unterstützung vieler Menschen bedankte.

Nun folgte die Ansprache des ersten Ehrengastes des Abends, Yanagi Hidenao-sama, dem japanischen Generalkonsul. Er beglückwünschte Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo-sensei zu solch einem wundervollen Dôjô und strich den völkerverbindenden Charakter heraus, welcher durch die Pflege eines solchen japanischen Kulturguts, wie es die Hokushin Ittô-ryû Hyôhô darstellt, gegeben ist.

Jetzt folgte die Kagami-Biraki-Zeremonie, welche z.B. am Eröffnungstag eines Dôjô abgehalten wird. Dabei wird ein grosses Sake-Fass gemeinsam aufgebrochen. Dies wurde hier durchgeführt von Sôke, Saikô-Shihan, dem Generalkonsul sowie den drei Dôkôkai-Kaichô.

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Danach folgten die Hônô-Enbu.

Als weitere Ehrengäste durften wir Paul Masters-sensei und seine beiden Söhne Lee Masters-sensei und Anthony Masters-sensei begrüssen, welche die Tenjin Shin’yo-ryû vorführten, eine klassische Jûjutsu-ryûha. Aufmerksame Leser dieses Blogs wissen natürlich, dass es sich dabei um eine Schule handelt, welche ebenfalls in der Bakumatsu-Zeit entstanden ist und dessen Gründer ein enger Freund von Chiba Shûsaku Narimasa war. Zwischen den beiden Schulen bestand eine Schulfreundschaft, welche nun wieder aufgenommen und fortgeführt wird.
Die Vorführung war sehr beeindruckend und ein Beweis dafür, das diese Schule als eine der härtesten und einflussreichsten Jûjutsu-ryûha galt.

Nun folgte die Gastgeber-Schule mit ihrem Enbu.
Der 6. Sôke, Ôtsuka Yôichirô Masanori und Saikô-Shihan Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo führten die Kumitachi Gogyô-no-kata vor, sowohl die fünf Tachi- wie auch die fünf Kodachi-Formen. Selbstverständlich mit Shinken. Danach zeigte Saikô-Shihan noch Battôjutsu aus dem Chûden- und Okuden-Level (wie üblich auch mit Shinken).

Nach soviel Aktion wurde nun ein ruhiger Akzent gesetzt. Ohara-sensei der Mushakoji-senke Teeschule führte eine sogenannte „Kencha“-Zeremonie durch. Dabei wurde der Tee für die Götter des Dôjô zubereitet und von Ôtsuka-sôke präsentiert.

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Der offizielle Teil neigte sich nun dem Ende zu und allen anwesenden Gästen wurde von den drei Kaichô (Ball Markus, Albrecht Sven und meiner Wenigkeit) Sake offeriert!
Danach wurde das Gala-Buffet eröffnet und die Gäste konnten sich mit den im Überfluss vorhandenen hervorragenden Speisen und Getränken stärken.

Hier noch einige Impressionen:

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Zudem wurde speziell für diesen Anlass ein 32-seitiges Hochglanzheft erstellt, in welchem über die Geschichte der Schule informiert wird und wo auch auf philosophische Hintergründe und berühmte Vertreter der Schule eingegangen wird. Dieses Heft stiess bei den Gästen auf grosses Echo!

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Am folgenden Tag (10. Januar 2015) begann das zweitägige Winter-Seminar der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô. Aufgrund der grossen Teilnehmerzahl fand dieses in der modernen Sporthalle der Japanischen Schule München statt.

Die Teilnehmer waren zum grossen Teil bereits Mitglieder der Schule aber es fanden auch einige „Externe“ den Weg zu uns. Unter anderem war ein Vertreter der Hontai Yoshin-ryû anwesend und auch ein US-Amerikaner, der zur Zeit in Europa studiert.

Wie in unserer Schule üblich begann das Training mit sehr viel Ashiwaza-geiko, d.h. Beinarbeit. Für die Beherrschung des Schwertes ist das eine elementare Grundvoraussetzung.
Danach wurde zum Bokutô gegriffen und es ging weiter mit… Ashiwaza-geiko! Danach standen Suburi auf dem Plan. Viele Suburi!

Nach diesem Einstieg gab es eine kurze Pause, wobei das Feedback der „Externen“ wie auch ganz neuer Schüler sehr aufschlussreich war: Wir betreiben ein hartes, anspruchsvolles Training was aber allen grosse Freude bereitete!

Für mich und Sven Albrecht, den Kaichô des Dôkôkai Osnabrück, war dann Prüfungsvorbereitung angesagt, welche abwechslungsweise von Ôtsuka-sôke und von Saikô-Shihan überwacht wurde.
Alle anderen arbeiteten hart an den Omote Gogyô-no-kata (Daitô), den zentralen fünf Kata der Hokushin Ittô-ryû. Später war dann Battôjutsu des Shôden-Levels an der Reihe.

Um 19:00 Uhr wurde das Training beendet und die meisten machten sich dann auf den Weg ins Chiba-Dôjô um sich dort noch zu verpflegen, da es noch genügend Essen und Trinken vom Vorabend gab! Man sass zusammen bediente sich aus dem immer noch gut gefüllten Sake-Fass, fachsimpelte, nahm hie und da eine Naginata, ein Bokutô oder ein Shinai aus den Waffenständern… Ôtsuka-sôke liess es sich nicht nehmen, einer Teilnehmerin aus Portugal die Feinheiten des Naginatajutsu unserer Schule zu zeigen!  🙂 So muss es sein!

Das Training am Sonntagvormittag verlief ähnlich wie am Samstag. Am frühen Nachmittag fand dann die Hatsu-Mokuroku Prüfung von Sven und mir statt.

Da wir die Prüfung bestanden haben, gibt es nun drei Shidôin. Markus Ball, der Kaichô des Bonner Dôkôkai, erhielt das Hatsu-Mokuroku bereits letztes Jahr. Wir drei bekamen dann den Auftrag, das Battôjutsu-Training zu leiten.

Am Ende des Tages fanden noch zwei Kirigami-Prüfungen statt, welche mit Bravour bestanden wurden.

Den Abschluss bildete dann die Verleihung der Kirigami- und der Hatsu-Mokuroku-Schriftrollen. Sowohl Sôke wie auch Saikô-Shihan zeigten sich sehr erfreut über die grossen Fortschritte, welche alle Teilnehmer während dem Seminar gemacht haben. Ôtsuka-sôke überreichte zudem noch verschiedene Geschenke an einige Teilnehmer, welche eine ausserordentliche Leistung zeigten. So durfte sich z.B. ein Mitglied des Basler Dôkôkai über ein Kodachi-Shinken freuen!

Das ist die Hatsu-Mokuroku Schriftrolle, welche mir von Ôtsuka-sôke überreicht wurde. Der Inhalt ist nur für den Empfänger persönlich bestimmt.DSC01488

Wie eingangs erwähnt, wurden auch noch zwei neue Dôkôkai-Menjô ausgestellt. Dies sind Berechtigungen, welche Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo-sensei gewährt, um ein Dôkôkai zu eröffnen und zu leiten, welches direkt an das Chiba-Dôjô München gebunden ist.
Jetzt gibt es in Braga (Portugal) und in Budapest (Ungarn) neue Trainingsstätten der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô!
Braga steht unter der Führung von Eduardo Brito (Kirigami) und Budapest wird von Tamás Oláh (Kirigami) geleitet.

Nach zwei Tagen intensivstem Training waren alle zwar müde aber die Freude überwog und stand allen ins Gesicht geschrieben!

Später gingen dann einige noch miteinander Abendessen aber vorher ging es nochmals zurück ins Chiba-Dôjô, denn vier Mitglieder hatten sich dazu entschlossen den Keppan abzulegen: Die beiden neuen Dôkôkai-Kaichô sowie eine Schülerin aus dem Dôkôkai Braga und ein Schüler aus dem Dôkôkai Basel.

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Am Montagfrüh gab es fünf Stunden Training im Chiba-Dôjô München. Geleitet wurde das Training von Sôke und Saikô-Shihan. Das gehörte nicht mehr zum offiziellen Seminar und es waren auch lediglich drei Dôkôkai-Kaichô sowie ein Schüler des Dôkôkai Basel anwesend. Prinzipiell war es ein Spezial-Training für die Kaichô um von Ôtsuka-sôke weiterführende Instruktionen betreffend Trainingsmethodik und Didaktik zu erhalten.
Gerade die Hokushin Ittô-ryû ist reich an vielen fundierten Herangehensweisen um einen erfolgreichen Unterricht zu gewährleisten. Erfolgreich im Sinne, dass man die Schüler auf möglichst direktem Weg zu schneller Leistungssteigerung bringt. Denn nur das kann das Ziel einer Schwertschule sein.
Selbstverständlich kann ich hier nicht auf einzelne Inhalte eingehen.

Anschliessend wurden die Bogu hervorgeholt und es gab… Gekiken! Bekanntlich sind wir einige der wenigen Schulen, in der dies noch zwingend Teil des Curriculum ist. Beispielsweise ist es für das Hatsu-Mokuroku unabdingbar, im Gekiken von Saikô-Shihan auf die tatsächliche Kampftauglichkeit geprüft zu werden. Zudem gibt es spezielle Taktiken welche sich nahtlos in die anderen Bereiche wie Kumitachi und Battôjutsu einfügen lassen.

Zuerst wurden die Gogyô-no-kata in Bogu absolviert. Allerdings so, dass sich sowohl Shidachi wie auch Uchidachi jeweils Öffnungen in der Deckung des anderen suchen mussten um gegebenenfalls einen unerwarteten Angriff ausführen zu können. Alles aber immer noch im Kontext der Gogyô-no-kata.

Nun folgte das freie Gekiken mit unterschiedlichen Paarungen, so das jeder gegen jeden kämpfen musste. Zudem herrscht in der Hokushin Ittô-ryû frei Waffenwahl und so wurde Schwert vs. Schwert, Schwert vs. Naginata und Naginata vs. Naginata gekämpft. Das letzte war jedoch nur Sven Albrecht und mir vergönnt, den beiden neuen Shidôin und Empfänger des Hatsu-Mokuroku.

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Auf diesen beiden Bildern ist Sven links zu sehen, ich rechts.

Ôtsuka-sôke war auch noch für den Rest der Woche in München und unterrichtete zusammen mit Saikô-Shihan täglich von früh bis spät und so konnten einige Schüler zusätzlich profitieren. Für meinen Begleiter und mich stand allerdings die Heimfahrt auf dem Programm.

Ich glaube ich spreche im Namen aller Teilnehmer, wenn ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bei Ôtsuka Yôichirô Masanori, dem 6. Sôke der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô, für seine Grosszügigkeit bedanke. Man bedenke bitte auch, dass er pro Jahr mehrmals nach Europa kommt!
Auch dem Leiter und Besitzer des Chiba-Dôjô München, Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo-sensei gebührt grosser Dank für die Möglichkeit an solch einem hervorragend geeigneten Ort trainieren zu können und für die Planung und Durchführung des Dôjô-Biraki und des Winter-Seminars.


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