Wie lange braucht’s um eine Kampfkunst zu erlernen?

Diese Frage stellte sich auch Jonathan Bluestein. Ich kenne den Herrn nicht und da er ein Vertreter der CMA (Chinese Martial Arts) ist, kann ich auch nicht viel über ihn sagen. Nach kurzer Netz-Recherche scheint er allerdings ein Kenner seiner Materie zu sein.

Nun hat Bluestein einen Artikel geschrieben, der sich eben mit der Frage befasst, wie lange es eigentlich dauert, eine Kampfkunst zu erlernen.

Der Artikel ist auf englisch verfasst und ich werde in hier nicht vollständig übersetzen. Es fällt angenehm auf, das der Autor sehr methodisch vorgeht und sich dieser Frage von verschiedenen Seiten annähert.

Die Quintessenz ist, dass es schlussendlich auf die Zeit ankommt, welche man mit dem Training verbringt. Und wenn nun jemand fähig und willens ist, konsequent mehrere Stunden pro Tag zu trainieren, dann erlernt so jemand seine Kampfkunst durchaus umfassend in einigen Jahren.

Diese Tatsache sollte ja eigentlich nicht so weltbewegend sein (könnte man meinen).
Aber gerade in den japanischen Kampfkünsten hat sich die sehr typische Gendai-Budô Denkweise durchgesetzt, dass es ganz einfach mehrere Jahrzehnte dauern MUSS, um eine gewisse Meisterschaft zu erreichen. Natürlich können (und wollen) sich nur die allerwenigsten einem Trainingsregime unterziehen, welches z.B. ca. 20-30 Stunden pro Woche umfasst. Aber warum sollten dann die, die es tun, nicht wesentlich schneller „am Ziel“ sein? Das Ziel definiere ich in diesem Zusammenhang so, das man den vollständigen technischen Curriculum seiner Kampfkunst gemeistert, und auch die (falls vorhanden) philosophischen Lehren entsprechend studiert hat.
Gerade in den klassischen, japanischen Koryû sollte dies mit dem nötigen Einsatz möglich sein, da es in diesen zumeist keine künstlichen Begrenzungen (z.B. Alterslimiten) gibt. In den modernen Budokünsten wie z.B. Kendô, Iaidô, Aikidô, Judô etc. ist es so, dass es eigentlich gar keine Rolle spielt, wie oft und hart man trainiert. Es gibt strikte, von Verbänden ausgearbeitete Alters- und Zeitlimiten, welche es verunmöglichen die Prüfung für den nächsten Dan-Grad zu absolvieren, wenn man nicht eine gewisse „Wartezeit“ absolviert hat oder nicht ein bestimmtes Mindestalter ausweist. Zudem verlängern sich die Wartezeiten von Dan-Grad zu Dan-Grad und können durchaus mehrere Jahre dauern.
Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie es bei den Koryû gehandhabt wird, welche neben den klassischen Makimono-Lizenzen ebenfalls Dan-Grade vergeben.

Wie auch immer; der Artikel ist gut durchdacht und die Erklärungen sind sehr schlüssig. Insbesondere auch die Verweise auf frühere Zeiten und die notwendige Vorbereitung auf kriegerische Konflikte.

Der Artikel findet sich hier: http://cookdingskitchen.blogspot.co.il/2014/08/the-time-it-takes-to-learn-martial-art.html


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