Farbholzschnitt; Hokushin Ittô-ryû style!

Japanische Farbholzschnitte (Ukiyo-e) fanden im 19. Jahrhundert ihren Weg in den Westen und bekannterweise wurden viele europäische Künstler stark von dieser Grafikkunst beeinflusst (Renoir, Monet, Van Gogh, Toulouse-Lautrec etc.). Auch Sammler nahmen sich dieser Kunstform schnell an.

Interessanterweise findet man eher selten Drucke, welche sich den Kampfkünsten oder Bushi annehmen. Die vielen Abbildungen von „Samurai“ sind oftmals gar keine Samurai, sondern Kabuki-Schauspieler in entsprechenden Rollen. Bekannte Kabuki-Schauspieler genossen in dieser Zeit regelrechten Star-Status und die sie darstellenden Ukiyo-e waren Ausdruck einer frühen Form von „Fan-Kult“.

Weitere wichtige Themen des Ukiyo-e waren zudem Landschaften, Sehenswürdigkeiten, Frauenporträts oder Darstellungen zur japanischen Geschichte und Mythologie.

Wie erwähnt gibt es in Bezug auf Kampfkünste verhältnismässig wenig Drucke, ganz zu schweigen von Drucken die sich mit einzelnen Koryû befassen.

Ein erfreuliche und seltene Ausnahme stellt folgender Farbholzschnitt dar:

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Der Titel, unter welchem dieser Druck um 1873 erschien, gibt natürlich einen guten Hinweis: Chiba Gekikenkai  🙂

Die Abbildung zeigt eine weibliche Kämpferin mit Naginata und einen Mann mit Shinai, welche sich im Gekiken gegenüberstehen.

Mehrere Herren beobachten den Kampf. Der Herr rechts im Bild, auf einem Schemel sitzend mit hellem Haori wird identifiziert als: Chiba Tôichirô!! Dies war der dritte Sôke des Chiba-Dôjô nach Chiba Sadakichi und Chiba Jûtaro.

Bei der Kämpferin handelt es sich um Chiba Sana, die Tochter von Chiba Sadakichi, dem Begründer des Chiba-Dôjô.

Wir haben hier also einen Farbholzschnitt aus der Zeit kurz nach der Meiji-Restauration, welcher als Thema einen Teil des Curriculums der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô darstellt (Gekiken). Zudem wird auch klar Bezug genommen auf das Chiba-Dôjô, da dessen drittes Oberhaupt den Kampf der Beiden von prominenter Position aus beobachtet.
Wenn das nicht spannend ist!

Der Künstler ist zudem kein unbeschriebenes Blatt. Es war Tsukioka Yoshitoshi (1839 – 1892). Er gehörte zu den letzten grossen Meistern des Ukiyo-e und mit seiner Innovationskraft gab er dieser Kunstform nochmals einen kräftigen Schub. Er ist der Künstler, der weitherum auch bekannt ist für seine zum Teil sehr morbiden Motive mit Geistern, Mördern etc.

Sein Wirken war allerdings nicht darauf beschränkt und umfasste viele verschiedene Themen. Insbesondere auch Themen, welche sich mit der einsetzenden Modernisierung Japans nach 1868 befassten.

Hier findet sich eine Seite mit vielen Informationen zu Tsukioka und seinen Werken: http://www.yoshitoshi.net/

Wem sonst noch Farbholzschnitte bekannt sind, welche sich direkt auf eine Koryû beziehen, darf sich bei mir melden. Dann werde ich das gerne in einem Artikel thematisieren.

 

 

 


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