Sakamoto Ryōma’s Stiefel

Zum Jahresabschluss nun noch einen kurzen und, zugegeben, etwas kuriosen Beitrag!

Es dürfte bekannt sein, dass ich ein grosser Bewunderer Sakamoto Ryōma’s bin, insbesondere seiner bahnbrechenden politischen Ideen in der Bakumatsu-Zeit. Und ja, er war ein Mitglied meiner Schule… 😉
Ausserdem bin ich ein Liebhaber guten Schuhwerks.

Naheliegend, dass ich mich doch mal mit den berühmten Stiefeln des Nationalhelden befasse!
Lederstiefel nach westlicher Machart waren im Japan des 19. Jahrhunderts ein ziemliches „fashion statement“. Also genau das richtige für Sakamoto Ryōma (1836 – 1867), der ja bekannt war für seine Aufgeschlossenheit.

Es gibt zwei bekannte Photographien, wo der Samurai aus Tosa Lederstiefel trägt. Eines in sitzender Pose, das andere stehend, fast an Napoleon Bonaparte erinnernd.

Napoleon Bonaparte (Gemälde von Jacques-Louis David, 1812)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wann genau die beiden Fotos aufgenommen wurden, ist nicht ganz klar. Sie dürften aber wohl aus den letzten paar Lebensjahren Sakamoto’s stammen, der im Dezember 1867 einem Attentat zum Opfer fiel.

Sakamoto gründete mit einigen Getreuen im Jahre 1865 in Nagasaki die erste Handelsfirma nach westlichem Vorbild, die Kameyama Shachū. Der Geschäftszweck waren „Import/Export-Dienstleistungen im Seehandel“.  Damit waren zum Teil auch Schmuggelgeschäfte gemeint, welche es den Bakufu-feindlichen Provinzen Satsuma und Chōshū ermöglichten, moderne westliche Waffen zu beschaffen.
Zentral dabei war ein schottischer Geschäftsmann namens Thomas Blake Glover (1838 – 1911). 1859 siedelte dieser nach Nagasaki über und gründete 1861 seine eigene Handelfirma in der Stadt. Glover war weitsichtig genug, nicht mit dem zerfallenden Tokugawa-Bakufu Geschäfte zu betreiben, sondern sich auf dessen Gegner als Geschäftspartner zu fokussieren. Einer seiner späteren Geschäftspartner dabei war Sakamoto Ryōma.

Nagasaki und die vorgelagerte Insel Dejima waren in der Edo-Zeit das Einfallstor für ausländische Güter und Ideen. Chinesen, Engländer, Holländer, Russen, Deutsche und Franzosen tummelten sich in der Stadt, eröffneten Geschäfte und betrieben Handel, immer unter den kritischen Augen der japanischen Behörden.

Das „Geheimnis“ der Stiefel 

Gemäss einer japanischen Quelle handelt es sich bei den Stiefeln auf den beiden Bildern offenbar um unterschiedliche Modelle. Die Stiefel im Bild in stehender Pose waren wohl ein Geschenk von Takasugi Shinsaku (1839 – 1867), einem Revolutionär und Milizführer aus Chōshū.
Glover fielen bei einem Treffen die verschliessenen Stiefel an Sakamoto’s Füssen auf und er machte diesem den Vorschlag, bei einem englischen Schuhmacher in der Nachbarschaft ein neues Paar anfertigen zu lassen. Der Schuhmacher war ein gewisser „Pieters Thompson“ dessen Geschäft auch auf einem englischsprachigen Plan von 1867 auftaucht, welcher alle ausländischen Liegenschaften und Firmen auf dem Stadtgebiet von Nagasaki auflistet. Und diese Stiefel, Glover’s Geschenk an Sakamoto, sind auf dem Bild in sitzender Pose zu sehen.

Für die Stiefel gibt es in Nagasaki (in der Nähe des früheren Standortes der Kameyama Shachū) sogar ein Monument!
Zum Gedenken an den 130. Jahrestag der Firmengründung wurde im Herbst 1995 das Denkmal gestiftet. Es befindet sich hoch über dem Hafen von Nagasaki und als Besucher kann man sogar wortwörtlich „in die Fussstapfen von Sakamoto“ treten und dabei den Blick über die Stadt schweifen lassen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine nette Geschichte, nicht wahr? Ob es sich nun exakt so zugetragen hat, wer weiss! Auf jeden Fall klingt es für mich durchaus plausibel.

In diesem Sinne: Schritt halten!


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