Nun war ich nach drei Jahren wieder in Japan. Eigentlich war geplant gewesen im Sommer 2015 zu gehen. Dies war mir dann aber aufgrund eines Todesfalles in der Familie nicht möglich.
Wir wohnen in Japan jeweils bei meinen Schwiegereltern in der Präfektur Chiba und unternehmen von dort aus unsere Ausflüge, Shopping Trips etc.
Dieses Jahr hatten wir uns für einen längeren Ausflug entschieden und sind nach Hokkaido geflogen, genauer nach Hakodate im Süden der Insel.
Hakodate gehörte zu den wenigen Häfen, welche gegen Ende der Edo-Periode für den internationalen Handel geöffnet wurden. Das merkt man der kleinen Stadt auch an: Es gibt sehr viele europäische Bauten aus dieser Zeit (und der Meiji- und Taishô-Periode) sowie eine katholische, eine anglikanische und eine russisch-orthodoxe Kirche.
Und wie es sich in Japan gehört, zieht man vor Betreten dieser Kirchen auch hier die Schuhe aus und schlüpft in die bereitgestellten Pantoffeln. 🙂

Im Hafenareal stehen noch viele der alten Lagerhäuser aus roten Ziegelsteinen, heute häufig ausgestattet mit Restaurants, Cafés, Boutiquen und Lebensmittelgeschäften.









Hakodate ist berühmt für seinen spektakulären „night view“ vom Mount Hakodate aus über die gesamte Stadt. Bitte sehr:
Hakodate war zudem im 19. Jahrhundert der Sitz der Provinzregierung von Hokkaido (damals Ezochi genannt). Das entsprechende Verwaltungsgebäude (Hakodate Bugyosho) wurde 2010 vollständig restauriert.

Hakodate hat auch eine grosse Bedeutung für die turbulente Bakumatsu-Zeit am Ende der Edo-Periode. Die Schlacht von Hakodate zwischen der neuen kaiserlichen Meiji-Regierung (im Feld hauptsächlich vertreten durch Streitkräfte aus Satsuma und Chôshû) und den letzten Überbleibseln des alten Tokugawa-Shogunats setzte den Schlusspunkt des sogenannten Boshin-Krieges.
Hier fiel am 20. Juni 1869 auch Hijikata Toshizô, der Vize-Kommandeur der Tokugawa-treuen Shinsengumi im Kampf.
Etwas versteckt und kaum ein bekannter Touristen-Spot ist der Ort seines letzten Gefechts:

In einem abgelegenen Waldstück in den Hügeln ausserhalb der Stadt steht das sogenannte Hekketsu-hi Monument zu Ehren der gefallenen Tokugawa-Krieger, welches 1875 errichtet wurde.
Auf dem Weg zum Monument kommt man auch beim Hakodate Hachimangu vorbei. Dieser Schrein wurde bereits im Jahre 1445 errichtet was ein Beleg ist für die frühe Besiedlung des Gebiets. Er liegt, fast ein bisschen versteckt, in den Wäldern:

© Martin Stehli-Ono

Ja, diese Stadt hat was. Der Charme der Meiji-Zeit ist hier wirklich noch zum Greifen nah!
Nachdem wir zurück in Chiba waren hatten wir noch über zwei Wochen Zeit. Ich hatte noch einiges vor: Treffen mit einem langjährigen Facebook-Bekannten, Training im Chiba-Dôjô in Tôkyô, Besuch des Chiba-Jinja und mein Sohn wollte unbedingt nach Akihabara… 😉
Zuerst rief ich Ôtsuka-sensei an, den 6. Sôke der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô um mich für das Training anzumelden. Wie immer war er bei bester Laune und wir plauderten noch über dies und das. Danach kontaktierte ich Sandro Furzi-sensei, einen Shihan der Tennen Rishin-ryû mit dem ich mich zwar schon lange über Facebook austausche aber noch nie getroffen habe.
Da Sandro-sensei in Tôkyô lebt konnte ich es arrangieren ihn zum Mittagessen zu treffen und dann am selben Abend das Training zu besuchen.
Freundlicherweise lud mich Sandro-sensei zum Essen ein und wir verbrachten den ganzen Nachmittag mit Fachsimpeln über japanische Kultur, klassische Kampfkünste, japanische Sprache, Familie etc, etc. Es war herrlich!
Leider fiel ein Taryû-keiko ins Wasser da er anderweitige familiäre Verpflichtungen hatte. Aber das wird nachgeholt!
Ich fand mich zweimal zum Training im Chiba-Dôjô ein. Beide Male war auch ein guter Bekannter von Ôtsuka-sensei vor Ort, Narita-sensei von der Zen Nippon Shuriken-Jutsu Kyokai! Narita-sensei hatte eine grosse Kollektion an verschiedenen, ryûha-spezifischen Bo-shuriken dabei (und natürlich eine grosse Zielscheibe!).
Somit bekam ich eine lehrreiche Einführung in das Shuriken-jutsu, welches man durchaus als Betsuden neben der eigenen Schule üben kann.
Wie immer besuchte ich in Chiba-shi auch den Chiba-Jinja.


Bei meinem Streifzug durch die Lebensmittelabteilung des Sogô-Kaufhauses in Chiba bin ich über ganz spezielle Manjû (mit süsser Bohnenpaste gefülltes japanisches Konfekt) gestolpert, mit Gessei-mon! :
Wie immer mussten es auch dieses Jahr einige neue Sageo sein und als etwas besonderen „Leckerbissen“ einen neuen, nicht ganz günstigen…, Obi. Ein herrliches Teil mit gewobenem Verlauf von Hellgrau bis Dunkelgrau. Der wird hervorragend zum Montsuki passen:

So, dass wären einige wenige Impressionen meiner diesjährigen Japan-Reise gewesen.
Oh, nicht zu vergessen die obligate Shibuya-Kreuzung, hahaha:

Man… very interesting … tks for sharing…
Cheers
Thank you Tiago! Just in german though. But we will catch up anyway! 🙂