Erstes Wort: Wow!
Vom 13. – 18. Oktober 2015 fand das Herbstseminar der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô im Chiba-Dôjô München statt. Wie immer liess es sich der 6. Sôke, Ôtsuka Yôichirô Masanori, nicht nehmen nach München zu kommen, um Unterricht zu erteilen. Zusammen mit Saikô-Shihan Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo (Menkyo-Kaiden) wurde wiederum ein hervorragendes, hartes Seminar abgehalten.
Dieses Mal waren Teilnehmer aus sechs Ländern anwesend: Deutschland, Japan, Schweiz, Portugal, Ungarn und den USA.
Aussergewöhnlich dabei ist jeweils die Dauer von einer Woche mit täglichem Training. Und da man nicht auf Schliessungszeiten von Hallen Rücksicht nehmen muss, erstreckt sich das Training dann gerne auch bis in den späteren Abend (natürlich inklusive Essen und Trinken 🙂 ). Diese Flexibilität kommt dem Trainingserfolg sehr zugute.
Natürlich kann nicht jeder immer gleich eine Woche Urlaub nehmen. Aber auch hier ist so eine lange Seminardauer perfekt, um jedem ihm Rahmen seiner Möglichkeiten die Gelegenheit zu geben, vom Wissen von Ôtsuka-sôke und Ôtsuka-sensei zu profitieren.
Nach dem Soji (reinigen des Dôjô-Bodens) fing jeder Trainingsmorgen mit intensivem Ashiwaza-geiko an. Beinarbeit ist nun Mal zentral und die kommt nicht einfach so von ungefähr. Das ist eine der ersten und wichtigsten Lehren der Hokushin Ittô-ryû Hyôhô.
Hierbei machten viele Anwesende das erste Mal mit einer speziellen Unterrichtsmethode der Hokushin Ittô-ryû Bekanntschaft: Mamemaki-geiko!
Dabei werden einige Packungen getrocknete Soja-Bohnen auf dem Dôjô-Boden verstreut um korrektes suri-ashi (also die gleitende Fussbewegung) zu üben. Wenn man das richtig macht, schiebt man die kleinen, harten Bohnen vor sich her und es gibt keine Probleme (egal, wie schnell man geht). Falls man allerdings versucht ein bisschen zu tricksen und die Fussballen anhebt, gibt das einen schmerzhaften Denkzettel!
Ein hervorragendes Training gerade für Anfänger!

Danach folgte jeweils ca. eine halbe Stunde Suburi-Training in all seinen Varianten. Manchmal übrigens noch mit den Soja-Bohnen auf dem Boden… Denn auch hier gilt: Beinarbeit ins Suburi einbauen. Und dabei helfen die Bohnen ungemein!
Nun standen die fünf zentralen Kumitachi-Kata der Schule auf dem Plan: Die Omote Gogyô no kata. Die Mokuroku-Inhaber der Schule standen den anderen als Uchitachi zur Verfügung und hatten die wichtige Aufgabe, die Kata korrekt zu unterrichten. Selbstverständlich wurden auch die Kodachi Omote Gogyô no kata gelernt.
Die Gogyô no kata konnten auch mit Shinken geübt werden. Dies ist natürlich nur Leuten vorbehalten, welche eine entsprechend gute Schwertführung besitzen. Sehr interessant dabei ist, welche zusätzliche Spannung entsteht im Gegensatz zur Kataausführung mit Bokuto oder auch Habiki. Und diese Spannung betrifft nicht nur die beiden Praktizierenden, der ganze Raum wird davon eingenommen!

Gekiken
In unserer Schule ist es ausserordentlich wichtig die Schüler korrekt an das Gekiken (Freikampf in Bogu und mit Shinai) heranzuführen. Hierbei werden verschiedene Lehrmethoden angewandt.
Zuerst werden die Gogyô no kata in Bogu mit Vollkontakt ausgeführt. Immer und immer wieder.
Daraufhin folgt der Übergang zu Shiai-geiko. Üblicherweise werden sieben Shiai gekämpft, bevor es zum Partnerwechsel kommt. Hier geht es nicht um Punktesammeln oder herauszufinden wer „besser“ ist. Jeder Treffer muss anerkannt werden, woraufhin sich beide kurz zurückziehen um dann sofort weiterzukämpfen. Es geht nur darum, die eigene Technik zu verbessern und in einem freien Rahmen das anzuwenden, was im Kata-geiko gelernt wurde.
Im Verlauf der Woche hatte man auch die Gelegenheit Kämpfe in zahlenmässig unterschiedlichen Paarungen zu bestreiten, z.B. Einer gegen Zwei oder Drei gegen Drei. Auch bestand die Möglichkeit, gegen andere Waffen wie z.B. Naginata zu kämpfen.

Jeden Tag wurde auch Battôjutsu trainiert, zuerst die grundlegenden Kata aus dem Shoden-set und später für alle auch die fortgeschrittenen Chuden-kata.
Für Leute mit Shinken gab es noch eine sehr interessante, fortgeschrittene Trainingsmethode um Nukitsuke und Noto zu verbessern: Das sogenannte Te-Saya Geiko. Dabei wird die Saya einfach durch die zu einem Koiguchi geformte linke Hand ersetzt und entsprechend trainiert… Hierbei tritt schlechte Technik (z.B. schwaches Sayabiki) unmittelbar zu Tage. Es war sehr erfreulich zu sehen, dass alle, die sich darin versucht haben, keinerlei Probleme damit hatten.
Nachdem das normale, tägliche Training gegen Abend beendet wurde, gab es jeweils noch einige Stunden Spezial-Training für die Mokuroku-Inhaber. Dabei wurden höhere Lehrinhalte wie z.B. Ura-Techniken etc. unterrichtet. Aus naheliegenden Gründen kann ich natürlich Details hier nicht weiter erläutern.
Selbstverständlich durfte auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen. Jeden Abend sassen alle beisammen (im Dôjô oder in einem Restaurant) und konnten sich bei leckerem Essen und Trinken erholen. An den Abenden wo das im Dôjô stattfand, nahmen Leute gerne auch Bokuto oder Shinai aus den Gestellen um gewisse Punkte aus dem täglichen Training zu rekapitulieren. Dabei standen Sôke und Sensei gerne mit Rat und Tat zur Seite!

Es war toll, wie sich innerhalb dieser Woche eine angenehme Kameradschaft unter den Teilnehmern entwickelte. Man trainierte, ass, trank und redete jeden Tag zusammen und viele konnten sich langsam vorstellen, wie sich eine Ryûha anfühlen muss. Genau so!
So etwas ist bei einem Wochenend-Seminar gar nicht möglich.
Nochmals ein grosses Dankeschön an Sôke Ôtsuka Yôichirô Masanori und Saikô-Shihan Ôtsuka Ryûnosuke Masatomo für ein spannendes und lehrreiches Seminar!
Ausserdem noch Gratulation an alle Prüflinge welche ihre Prüfung zu Kirigami oder Hatsumokuroku bestanden haben!